Im 19. Jahrhundert stand Belgien vor einer großen Herausforderung: Es wollte die ersten Grundlagen für ein soziales Sicherungssystem einführen.   Wirtschaftliches Elend und fehlende Absicherung unter den Fabrikarbeitern, schlechte Ernährung und mangelnde Hygiene in den Arbeiterbehausungen unterhöhlen die Gesundheit der Arbeitnehmer.

Im 19. Jahrhundert stand Belgien vor einer großen Herausforderung: Es wollte die ersten Grundlagen für ein soziales Sicherungssystem einführen. Wirtschaftliches Elend und fehlende Absicherung unter den Fabrikarbeitern, schlechte Ernährung und mangelnde Hygiene in den Arbeiterbehausungen unterhöhlen die Gesundheit der Arbeitnehmer. Berufskrankheiten und Arbeitsunfälle, vorzeitige Sterbefälle oder Vergreisung führen zu einem Einkommensverlust, der kaum durch die Wohltätigkeitsorganisationen oder den freiwilligen Beitritt zu Krankenkassen oder Krankenversicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit ausgeglichen werden kann. Diese Organisationen können nur die größte Not im Alltag lindern. Diese Organisationen halten die Arbeiter dazu an, sich einen Notgroschen anzulegen, aber es geht auch um ein grundsätzliches Prinzip der Arbeiterbewegung, nämlich eine ordentliche soziale Absicherung auf der Grundlage der Solidarität.

Bereits ab 1830 entstehen, meistens in katholischen Kreisen, die so genannten Unterstützungskassen. Aber das geringe Interesse seitens der Arbeiterschaft, der zuweilen unsichere Status der Hilfsvereine auf Gegenseitigkeit, die im Jahre 1843 durchgeführte Untersuchung der Arbeitsbedingungen für Arbeiter und der Kinderarbeit sowie das Eingreifen einiger Persönlichkeiten aus dem Bürgertum zwingen die damalige (liberale) Regierung dazu, die Hilfsvereine auf Gegenseitigkeit zu unterstützen und ihnen den Status einer Rechtsperson zu verleihen (Gesetz vom 3. April 1851)…, aber mit so strengen Auflagen, dass deren Erfolg sich nicht unmittelbar einstellt.

Renée Dresse (CARHOP) in unserer (französischsprachigen) Krankenkassenzeitung "En Marche" , 2006.