Aussagen, Betroffene, Umschulung, Rehabilitation, Arbeitsunfähigkeit, Invalidität
Ich bin Maurer, habe aber inzwischen solche Rückenprobleme, dass ich meinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Mein kleiner Junge von 10 Jahren wagt es kaum, gegenüber seinen Freunden zuzugeben, dass sein Vater nicht arbeitet. Er sagt dann lieber, ich sei krank. Zum Glück hat die Sozialassistentin mir vorgeschlagen, eine Umschulung zum Erzieher zu machen. Wenn ich das geschafft habe, kriege ich vielleicht einen Job, bei dem ich nicht körperlich arbeiten muss. Achim, 35 Jahre
Ich hatte einen sehr schweren Autounfall. Dabei musste ein Luftröhrenschnitt gemacht werden. Seither fällt mir das Sprechen schwer und viele verstehen mich nicht. Ich habe immer als Oberkellner gearbeitet. Nach dem Unfall habe ich mich umschulen lassen, um eine Arbeit zu finden, die meinem Zustand besser angepasst ist. Jetzt bin ich Lagerverwalter in einem großen Unternehmen, das Lebensmittel verarbeitet. Meine Kollegen haben auch akzeptiert, dass sie mit mir „die Ohren spitzen“ müssen. Jacques, 40 Jahre
Allein der Gedanke, dass ich wieder arbeiten müsste, und sei es nur teilzeitig, macht mich im wahrsten Sinn des Wortes krank. Ich finde keinen Platz in dieser Gesellschaft. Ich bin zu verängstigt, als dass ich wieder in das Erwerbsleben einsteigen könnte. Philipp, 48 Jahre
Seit Juli 2008 leide ich unter Fibromyalgie. Ich war dann einige Monate lang krankgeschrieben, habe aber sehr schnell wieder mit vertrauensärztlicher Genehmigung teilzeitig gearbeitet. Nach neun Monaten meinte der Vertrauensarzt, ich könnte jetzt auch wieder ganz arbeiten. Dann habe ich wohl Elternurlaub genommen, jeweils ein Tag in der Woche. Jetzt arbeite ich 4/5. Isabelle, 37 Jahre
Ich hoffe, dass es mir etwas besser geht, ich eine Sozialwohnung finde, ein menschenwürdiges Dach über dem Kopf. Nichts „Ungefähres“, sondern ein Bett und eine Waschmaschine. Nicht mehr zwischen der Tasse Kaffee und dem Busticket zögern zu müssen. Dann möchte ich halbtags arbeiten, aber weiterhin Invalidenrente beziehen. Ich verlange ja nichts Unmögliches. Mein Traum wäre es, wieder in meinem Zeitungsladen arbeiten zu können, da steckt mein ganzes Leben drin. Claudine, 41 Jahre
Ich wollte wieder arbeiten, wusste aber auch, dass ich nicht mehr so arbeiten konnte wie früher. Ich musste verhandeln, um einen Arbeitsplatz mit neuen Aufgaben und weniger Druck zu erhalten. Zum Glück ist mein Arbeitgeber sehr offen und war bereit, mir Aufgaben zuzuweisen, die mich nicht überfordern. Veronique, 53 Jahre
Die Halbtagsbeschäftigung hat mein Leben wieder ins Lot gebracht: Ich brauchte neues Selbstvertrauen, aber auch das Vertrauen der anderen (Arbeitgeber, Kollegen usw.). Das ist eine schwere Zeit, die zu Beginn sehr aufreibend ist. Aber nach und nach findet man sich zurecht. Ernst, 54 Jahre
Zum Glück genehmigt der Vertrauensarzt auch weiterhin meine Halbtagsbeschäftigung… Mein Arbeitgeber hat sehr viel Verständnis und Einfühlungsvermögen aufgebracht. Das ist nicht überall der Fall. Aber ich habe auch Schuldgefühle gegenüber den Kollegen: Du machst nur die halbe Arbeit. Du kommst ja auch nur jeden zweiten Tag. Paul, 53 Jahre