Auch wenn die klassische Kieferorthopädie meist im Jugendalter beginnt (wenn das Milchgebiss vollständig durch das Erwachsenengebiss ersetzt wurde), ist es manchmal vonnöten, schon früher, also in der Kindheit, eine kieferorthopädische Behandlung vorzunehmen.

Was versteht man unter einer vorzeitigen Behandlung?

Diese Behandlung beginnt, wenn das Kind noch Milchzähne hat, meist zwischen 6 und 8 Jahren (in jedem Falle vor dem 9. Geburtstag).
Der Bedarf einer vorzeitigen kieferorthopädischen Behandlung kann sich schon viel früher äußern. Das optimale Alter für den Beginn einer Behandlung hängt von der zu korrigierenden Fehlstellung ab.

In welchen Fällen erfolgt eine vorzeitige Kieferorthopädie?

Vorzeitige Kieferorthopädie ist notwendig bei Fehlbildungen des Kiefers oder Zahnfehlstellungen. Meist entstehen diese Fehlstellungen aufgrund von Daumenlutschen oder einer zu langen Benutzung des Schnullers oder des Fläschchens. Andere Störungen wie Atemstörungen oder ein anhaltender Saug-Schluck-Reflex können das harmonische Wachstum des Kiefers beeinträchtigen, da die Zunge tief unten im Mundraum liegen bleibt und nicht ihre Antriebsrolle für das Knochenwachstum spielt.
Der Schnuller und/oder der Daumen sind Hindernisse, die sich ständig zwischen die oberen und unteren Zähne schieben, sodass diese sich nicht berühren können.


Infoflyer zur Kieferorthopädie

Welche Arten von Fehlstellungen gibt es?

Die Fehlstellungen des Kiefers können in drei große Arten unterteilt werden:

  • Die Frontzahnstufe: Sie ist am leichtesten zu korrigieren. Es handelt sich um eine „vertikale“ Fehlstellung, bei der die oberen und unteren Schneidezähne sich nicht berühren, obwohl die hinteren Zähne aufeinander liegen.
  • Die mandibuläre Prognathie: Der Unterkiefer ist im Verhältnis zum Oberkiefer vorgeschoben.
  • Die mandibuläre Retrognathie: Dies ist das Gegenteil der Prognathie, d.h. der Unterkiefer und das Kinn liegen im Verhältnis zum Oberkiefer weiter zurück.

Einige angeborene Fehlstellungen, wie die Lippen-und-Gaumenspalte (umgangssprachlich auch Hasenscharte genannt) können zusätzlich zu einem chirurgischen Eingriff auch eine vorzeitige Kieferorthopädie erfordern.

Welche Folgen können Fehlstellungen haben?

Das Ziel der vorzeitigen Kieferorthopädie geht über den ästhetischen Aspekt hinaus. Denn die oben genannten Fehlstellungen haben oft funktionale Störungen zur Folge: in Bezug auf die Sprache, die Atmung, das Kauen. Schlafstörungen, Haltungsschäden und Ohrenentzündungen können auftreten.
Dort, wo die Zähne übereinanderliegen, kann sich leichter Karies bilden, da diese Stellen mit der Zahnbürste schwierig zu erreichen sind. Schließlich können diese Fehlstellungen negative Folgen für das Stützgewebe des Zahnes haben. Die Überlastungen, die beim Kauen entstehen, da die Kräfte schlecht verteilt werden, können zu Rissen in den Zähnen oder Brüchen der Zähne führen.
All diese Probleme können sich auf das Wohlbefinden des Kindes bzw. des zukünftigen Erwachsenen und sein Selbstwertgefühl auswirken. Um eine gute Entwicklung des Kindes zu gewährleisten, ist es also wichtig, eine vorzeitige kieferorthopädische Behandlung durchzuführen, wenn sich diese als notwendig erweist. Diese Behandlung ist kein Garant dafür, dass das Kind im Jugendalter keine Zahnspange tragen muss, aber sie gewährleistet in jedem Falle eine kürzere und weniger komplexe Behandlung. Sie sorgt außerdem für eine bessere Lebensqualität.

Wann sollte ein Kieferorthopäde aufgesucht werden?

Meist ist es ihr Allgemeinzahnarzt, der Fehlstellungen bei den halbjährlichen Untersuchungen feststellt und Ihnen rät, mit Ihrem Kind zu einem Kieferorthopäden zu gehen.
Wenn Sie jedoch selbst Fehlstellungen bemerken, zögern Sie nicht, Ihren Zahnarzt um Rat zu fragen.

Wie sieht die Behandlung aus?

Die Behandlung besteht meist darin, dass der Patient eine herausnehmbare Spange tragen muss. Diese kann dazu dienen, das Saugen zu verhindern, die Position der Zunge zu korrigieren usw.
So wird die Schluckweise und allmählich auch die Fehlstellung des Kiefers korrigiert.
Die Dauer der Behandlung hängt von der Schwere der Fehlstellung ab sowie von der Konsequenz, mit der das Kind die Zahnspange trägt.
Manchmal wird die Behandlung durch Logopädie ergänzt, um wieder eine gute Aussprache und eine Atmung durch die Nase herzustellen. Zur Korrektur von Haltungsschäden arbeitet der Kieferorthopäde in einigen Fällen mit anderen Fachleuten zusammen.

Einige Tipps zur Vermeidung von Zahnfehlstellungen

  • Stillen Sie nach Möglichkeit Ihr Kind, statt die Flasche zu geben. Das erfordert eine größere Anstrengung des Kindes (das Kind schläft oft ein), was zusätzlich das Wachstum stimuliert.
  • Gewöhnen Sie Ihr Kind eher an den Schnuller als an das Daumenlutschen: sich von einem Schnuller trennen ist leichter als von seinem Daumen, den man immer bei sich trägt.
  • Das Daumenlutschen bzw. der Gebrauch des Schnullers sollte nach und nach im Alter von 2 oder 3 Jahren vermindert werden, um dann im Alter von 4 oder 5 Jahren ganz gestoppt zu werden.
  • Achten Sie darauf, dass Ihr Kind immer eine freie Nase hat, um eine Atmung durch den Mund zu vermeiden.
  • Geben Sie Ihrem Kind so früh wie möglich feste Nahrung, um das Kauen zu fördern.

Gesundheitsinfo: CKK-Gesundheitsförderung

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