Die Arbeit der Krankenkassen wird durch den Ersten Weltkrieg erheblich gestört. Aber nach der Befreiung wird eine enorme Aufbauarbeit geleistet, bei welcher der Landesbund der Christlichen Krankenkasse federführend mitwirkt.
Schon vor 1914 hatte der Landesbund sich einem Vorhaben verschrieben, das erst mit dem Sozialpakt von 1944 in die Gesetzgebung einfloss. Es war ganz offensichtlich, dass ein soziales Sicherungssystem, das sich auf eine freiwilligen Beitritt gründete, niemals in der Lage sein würde, die „soziale Frage“ zu lösen. Mit der Verabschiedung des Gesetzerlasses vom 28. Dezember 1944 zur Einführung eines obligatorischen Sozialschutzes wurden die Arbeitgeber und Arbeitnehmer der privaten Wirtschaft verpflichtet, sich solidarische an der Finanzierung der sozialen Sicherheit zu beteiligen. Aber auch nachdem die Krankenversicherung zur Pflicht geworden war, blieb es den Patienten immer noch freigestellt, bei welchem Arzt sie sich behandeln ließen. Der Arzt hat auch seine therapeutische Freiheit nicht eingebüßt und es besteht nach wie vor die freie Krankenkassenwahl. Unserem Krankenversicherungssystem gelingt es also, die Versicherungspflicht mit der Wahlfreiheit in Einklang zu bringen. Das war kein einfaches Unterfangen, denn die Sozialistischen Krankenkassen haben sich immer für die Einführung einer Einheitskrankenkasse eingesetzt.
Die Versicherungspflicht führt zu einem großen Mitgliederzulauf.Die Krankenkasse muss neue Anstrengungen unternehmen, um nicht einfache Zahlstelle zu werden und weiterhin eine gewisse Aktionsfreiheit zu behalten. Durch das Gesetz von 1963 wird ein Konzertierungsverfahren zwischen den Krankenkassen und der Ärzteschaft eingeführt. Seither verhandeln Vertreter der Ärzteschaft mit den Krankenkassen über den Leistungskatalog, die Gebühren (Honorare und Rückerstattungstarife), die Abrechnungsverfahren und die Verbesserung der Erstattungsleistungen. Um eine gewisse Eigenständigkeit zu wahren, wurde im Jahre 1994 ein System zur finanziellen Eigenverantwortung der Krankenkassen eingeführt.